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Embodiment Ansätze im Coaching

Wie nehmen wir die Welt wahr und wie verarbeiten wir diese Eindrücke? Diese Frage ist sehr relevant, wenn wir wissen wollen, wie sich Menschen verändern. Noch immer liegt der Fokus sehr auf der verbal-rationalen Ebene, auch wenn Emotionen und der Körper, das Embodiment, immer mehr zur Kenntnis genommen werden.

Ein übergreifender Ansatz ist die sogenannte „Multiple Codes Theory“ von Dr. Wilma Bucci. Sie unterteilt die menschliche Erlebenswelt in drei Systeme: symbolisch-verbal (Worte), symbolisch-nonverbal (Bilder in allen Sinnesmodalitäten) und vorsymbolisch (Körper, z.B. motorisch). Diese drei Systeme funktionieren unterschiedlich und werden über den sogenannten referentiellen Prozess miteinander verbunden. Diese Zusammenarbeit der drei Systeme muss gut funktionieren, damit es uns psychisch gut geht.

Bucci’s Theorie geht davon aus, dass das vorsymbolische System nicht direkt mit dem symbolisch-verbalen System kommunizieren kann, sondern sozusagen als Übersetzer das symbolisch-nonverbale System benötigt. „An jedem Wort hängt ein Bild und an jedem Bild hängt ein Gefühl.“* Die Theorie dient unter anderem als Basis für das Zürcher Ressourcen Modell von Maja Storch (mit dem ich auch sehr gute Erfahrungen gemacht habe).

Auch wenn sich einzelne Interventionen nicht ganz trennscharf aufteilen lassen, habe ich hier ein paar Beispiele aufgeführt, welche Ansätze ich im Coaching für welches der drei Systeme nutze:

1️⃣ 𝗦𝘆𝗺𝗯𝗼𝗹𝗶𝘀𝗰𝗵-𝘃𝗲𝗿𝗯𝗮𝗹:
– Inhaltliche Fragen zur Erläuterung der Situation (Erläutere bitte die Situation… Kannst du ein Beispiel nennen?)
– Systemische Fragen zu den Zusammenhängen (Wie würde dein bester Freund die Situation beschreiben? Was verstehst du unter…?)
– Eigene Zusammenfassungen des Gesagten

2️⃣ 𝗦𝘆𝗺𝗯𝗼𝗹𝗶𝘀𝗰𝗵-𝗻𝗼𝗻-𝘃𝗲𝗿𝗯𝗮𝗹:
– Bildhafte Analogien (fühlt sich das eher wie Backsteine an oder wie Kieselsteine?)
– Innere Bilder entstehen lassen (schließe die Augen und fokussiere dich auf den Atem, welches Bild kommt hoch, wenn du die heutige Session Revue passieren lässt?)
– Fotos auswählen lassen zu einem Thema (Welches Bild spricht dich intuitiv an?)
– Etwas malen lassen (Mut zur Häßlichkeit, es geht nicht um „schön malen“)

3️⃣ 𝗩𝗼𝗿𝘀𝘆𝗺𝗯𝗼𝗹𝗶𝘀𝗰𝗵:
– Wo genau im Körper entsteht das Gefühl?
– Merkst du, dass du gerade… (auf körperlichen / mitmischen Ausdruck aufmerksam machen)?
– Wenn du die Situation / das Gefühl körperlich im Raum darstellen würdest, wie würde es dann aussehen? (direkt körperlich ausdrücken lassen)
– Aufstellungen (auch in Kombination mit 1 und 2), zB zu Entscheidungsalternativen

*dieses Zitat sowie weitere Informationen finden sich z.B. in dem sehr spannenden Buch „Embodiment“ von Maja Storch, Benita Cantieni, Gerald Hüther und Wolfgang Tschacher