Bitte vervollständige diesen Satz
So oder so ähnlich stelle ich mir einen der Standard-Modi des Unterbewusstseins vor. Was auch immer es gerade vorfindet, ruck-zuck werden die Lücken vervollständigt.
Ob diese ausgefüllten Lücken dann etwas mit der aktuellen Realität zu tun haben, oder ob mir die Vergangenheit in Form von Mustern und Vorannahmen einen Bären aufbindet, lässt sich auf die Schnelle oft kaum unterscheiden. So hätte ich zum Beispiel am Wochenende fast einen sehr netten Nachmittag mit Benjamin verpasst, weil ich angenommen habe, dass er sowieso zu beschäftigt ist, um sich mit mir zu treffen. Ich hab mich dann trotzdem gemeldet – mit dem Gedanken, dass die Verantwortung anzunehmen oder abzulehnen ja immer noch beim anderen liegt.
Dabei ist mir mal wieder aufgefallen, wie viel wir uns zu unvollständigen Informationen dazu reimen. Wir haben Bruchstücke von Informationen und setzen diese auf eine Art und Weise zusammen und schmücken sie so aus, damit sie zu unserer Sicht auf die Welt passen.
Social Media lädt uns noch mehr dazu ein, selbst wenn die andere Person überhaupt nichts bestimmtes suggeriert. Noch mehr schlägt die Falle aber zu, wenn bestimmte Personen die Informationsstücken auch noch so setzen, dass wahrscheinlich viele Menschen die Lücken vorteilhaft in Bezug auf bestimmte gesellschaftliche Normen ausfüllen. Instagram-Life lässt grüßen.
Zum Problem wird dieses automatische Füllen der Lücken vor allem dann, wenn ich sie auf eine für mich (langfristig) dysfunktionale Art und Weise und abweichend von der aktuelle Realität ausfülle.
Der etwas mühsame, aber lohnenswerte Weg führt durch das Erkennen der eigenen Muster und vor allem einem neuen Erleben, wie sich die Lücken anders, funktionaler füllen lassen.
Als kleinen ersten Schritt kann man sich bei bestimmten Schlussfolgerungen zumindest selbst fragen “Wie könnte ich die unvollständigen Informationen auch ergänzen, um vielleicht zu einem anderen Schluss zu kommen?”.
“Es könnte immer auch anders sein” ist eine Herangehensweise, die viel Offenheit und innere Freiheit mit sich bringt und die einem erlaubt, das Hier und Jetzt wie es tatsächlich ist an sich heranzulassen.
Der Clou daran: echte zwischenmenschliche Begegnungen und Kontakt finden nur im Hier und Jetzt statt und nicht in sich immer wiederholenden Mustern.