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Darf das unbeliebte Mitglied deines inneren Teams auch bei der Veränderung mitreden?

Der Gedanke, dass man mehr als ein „Ich“ in sich trägt, ist mittlerweile vielen bekannt. Aber warum ist die Frage nach den inneren Repräsentanzen eigentlich so wichtig, gerade wenn es um persönliche Weiterentwicklung und/oder Coaching geht?

„Ich will mich verändern. Es nervt mich, dass ich schon so lange darüber nachdenke meinen Job zu wechseln, aber immer noch nichts getan habe!“

Wer in dir will wen verändern und warum möchte sich dieser Anteil nicht verändern? Gäbe es keinen inneren Konflikt, dann würde die Veränderung von selbst entstehen!

Stattdessen entsteht ein sich selbst erhaltender Gedanken-Kreislauf:
„Jetzt wird es wirklich Zeit zu kündigen.“
„Gerade jetzt kann ich die Kollegen nicht hängenlassen.“
„Jetzt raff dich doch endlich auf, die werden schon ohne dich klarkommen.“
„Nach dem GoLive im Juni kümmere ich mich wirklich darum.“
Doch auch im Juni wird es wieder neue Gründe geben, warum gerade jetzt kein guter Zeitpunkt ist.

Und wo soll Veränderung nun ansetzen?

Oft soll in diesen Fällen der Zweifler-Anteil überwunden werden. Es wird abgewogen, Pros und Contras gesammelt, versucht das Risiko rational richtig einzuschätzen, ein konkreter Plan mit kleinen Schritten gemacht. Der Anteil, der den Jobwechsel möchte, wird zum Auftraggeber – berät sich mit Freunden, sucht Karriereratgeber aus und entscheidet sich vielleicht für ein Coaching.

Das Problem dahinter: der Anteil, der Beschwichtigungs- und Verzögerungstaktiken einsetzt, ist kein zu behebender Fehler im System, sondern ein Mechanismus, der eine psychische Funktion erfüllt. Es gibt einen guten Grund dafür, warum man sich selbst hemmt. Setzen nun die eigenen Weiterentwicklungsgedanken oder das Coaching nur an der Veränderung an, wird der andere Anteil zwar ggf. irgendwann überstimmt, verschwindet davon aber nicht. Genauso wenig wird die darunter liegende Problematik offensichtlich, z.B. um welches mit Angst und/oder Schmerz besetzte Bedürfnis es eigentlich geht.

Geht es beispielsweise beim Jobwechsel tatsächlich um Freiheit, die einem Angst macht, oder vielleicht um Zugehörigkeit, die man durch die Kündigung zu verlieren droht?

Was bedeutet das nun? Es lohnt sich, auch das ggf. unbeliebte Mitglied der inneren Anteile empathisch mit einzubeziehen und ihm den gleichen Raum zum Ich-Sagen und Beauftragen der Veränderung zu geben. Dann gelingt es vielleicht, nicht nur das Symptom einer konkreten Fragestellung zu bearbeiten, sondern durch eine Auseinandersetzung mit den Ursachen auch in anderen Aspekten zu mehr innerer Freiheit und Zufriedenheit zu gelangen.

Mehr zum Thema innere Repräsentanzen gibt es in den nächsten Wochen.