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Das macht mich nachdenklich…

In Meetings wird versucht etwas Neues zu entwickeln, ohne dass auch nur eine Minute Stille zum Nachdenken gegeben wird. Es werden Entscheidungsalternativen präsentiert und sofort eine Entscheidung erwartet, ohne dass es die Gelegenheit gab, wirklich darüber nachzudenken, was die Alternativen überhaupt bedeuten. Wir bekommen eine Frage gestellt und meinen, sofort antworten zu müssen.

Auch in Diskussionen bleibt jede Seite bei ihrer Meinung, konzentriert sich darauf das nächste Argument für die eigene Position zu finden, während der andere noch spricht. Belege werden hauptsächlich für das gesucht, was man sowieso schon weiß.

Sehr bildlich symptomatisch für diesen Zustand scheint mir, dass LinkedIn den “nachdenklich” Smiley gegen einen lachenden Smiley ausgetauscht hat. Danke, Olaf Faber, dass du es in einem Kommentar so explizit benannt hast. Ich habe schon öfters gemerkt, dass mir etwas fehlt als Reaktion, kam aber nicht auf die Idee, dass einfach ein Smiley fehlt.

Ich kann mich also in einem Netzwerk, das auch der Diskussion von Inhalten dient, nicht per Symbol nachdenklich zeigen, muss mich direkt positionieren. Wenn man schon hier nicht nachdenklich sein darf, wo dann?

Dieser Mangel an Zeit und Raum zum Nachdenken, etwas Neues entstehen lassen fällt einem vielleicht auch erst auf, wenn man es anders erlebt hat. Wenn man merkt wie gut es tut, wenn etwas reifen darf. Dass andere Gedanken und Handlungen möglich werden, wenn man etwas an sich heranlässt und es innerlich verarbeitet.

Gerade im Coaching freue ich mich immer über längere Momente der Stille und Denkpausen, Momente des nicht-Verstehens und Nachfragens. Genau dann ergibt sich eine Lücke, die noch nicht gefüllt ist, darf etwas Neue entstehen und wird Entwicklung möglich.