Die Macht der Fragen
Fragen sind ein mächtiges Instrument. Als Coach und Facilitator nutze ich Fragen viel und sehr bewusst und bin immer wieder überrascht, welchen Unterschied es macht wie und welche Frage ich stelle.
Auch im Alltag sind unsere Interaktionen von Fragen geprägt. Von klein auf haben wir uns dafür auf ein gewisses Set an Fragen geeinigt, das sich über die Jahre erweitert und verändert, bei dem aber doch oft eine Standard-Erwartung mitschwingt.
„Welche Hobbies hast du?“
„Was willst du mal werden, wenn du groß bist?“
„Was arbeitest du?“
„Was willst du beruflich noch erreichen?“
„Warum arbeitest du Teilzeit?“
Was uns sehr gewohnt erscheint, ist bei näherer Betrachtung doch sehr limitierend. Die Frage, was jemand arbeitet, kann sehr schnell unangenehm werden, wenn gewisse Berufe als wichtiger und wertvoller gelten als andere, oder wenn mit Arbeit immer nur Erwerbsarbeit, aber keine Care Arbeit gemeint ist.
Die Frage nach Hobbies führt bisweilen zu einem rumgedrucksten „Freunde, Kino und so, aber ich hab keine wirklichen Hobbies“. Selbst Kinder sollen sich schon entscheiden, was sie mal werden wollen. Der Gedanke, dass der zukünftige Beruf die eigene Identität prägt, ja sogar dominiert, schwingt also von Anfang an mit.
Nicht nur als Scanner, die für viele verschiedene Themen brennt, sondern auch als Fragenstellerin habe ich mit diesen Fragen schon öfters gehadert. Zum Beispiel interessiert mich oft der Werdegang der Person, ich möchte aber nicht durch die Frage nach einem Studium einschränken oder eine Erwartungshaltung mitschwingen lassen. Eine wunderbar offene Frage ist folgende:
IN WAS INVESTIERST DU DEINE LEBENSENERGIE?
Wie unvoreingenommen könnte man bei so einer Frage ins Gespräch kommen und dem anderen davon erzählen, was einem wirklich wichtig ist und wofür man seine Energie investiert.
„Ich investiere meine Energie in meine Familie.“
„Beruflich investiere ich meine Energie in den Aufbau eines Teams, privat in meine Freunde und das Malen.“
„Wenn ich groß bin, will ich meine Energie in Feuer löschen, Tiere verarzten und singen investieren.“
Doch Achtung, auch diese Frage ist nicht frei von Gefahren. Denn wenn die Reflexion zu Tage fördert, dass man seine Lebensenergie (zu sehr) in etwas steckt, was einem nicht wichtig ist, löst das vielleicht noch ganz andere Gedankenprozesse aus.
Wie immer entscheidet der Kontext, aber in der Frage nach der Lebensenergie steckt für mich ganz viel Potential darüber nachzudenken und zu sprechen, was einen wirklich bewegt – jenseits von Jobtiteln und erwarteten Standardantworten. Mich selbst hat die Frage schon viel zum Nachdenken angeregt, in der Interaktion muss ich sie noch austesten.
Wie ist es bei dir, in was investierst du deine Lebensenergie?
#Persönlichkeitsentwicklung #Coaching