Was ist eigentlich eine gute Balance zwischen positivem Denken und negativen Emotionen?
Wenn uns unerwünschte Ereignisse von außen treffen, dann entstehen oft „negative“ Emotionen (eigentlich erzeugen wir sie selbst, aber das ist eine andere Geschichte). Wir fühlen uns wütend, verletzt, traurig, hilflos oder verzweifelt. Und was passiert dann?
Ich kenne aus eigener Erfahrung und aus der Arbeit mit meinen Klienten Anpassungsstrategien, die sich in drei grobe Gruppen unterteilen lassen.
𝗦𝗰𝗵𝘄𝗮𝗿𝘇𝗺𝗮𝗹𝗲𝗿𝗲𝗶: alles wirkt düster und die Gedanken drehen sich hauptsächlich darum, wie schrecklich alles ist und wie es auf keinen Fall besser werden kann. Man denkt sich selbst die Gründe zurecht, warum es Sinn macht, die negativen Emotionen beizubehalten. Das leugnet zwar nicht was ist, zeigt aber auch keinen so rechten Weg aus der Misere.
𝗧𝗼𝘅𝗶𝗰 𝗣𝗼𝘀𝗶𝘁𝗶𝘃𝗶𝘁𝘆: tief drinnen merkt man zwar die eigene Betroffenheit, sie wird aber nicht zugelassen. Einfach positiv denken, negative Emotionen will man nicht haben, das Leben soll ja schließlich glücklich und erfüllt sein. Die negativen Emotionen werden weggedrückt und gedeihen in der Versenkung ganz prächtig. Das „glückliche“ Leben will sich nicht so recht danach anfühlen.
𝗥𝗲𝘀𝘀𝗼𝘂𝗿𝗰𝗲𝗻𝗼𝗿𝗶𝗲𝗻𝘁𝗶𝗲𝗿𝘁𝗲 𝗲𝗺𝗼𝘁𝗶𝗼𝗻𝗮𝗹𝗲 𝗥𝗲𝗴𝘂𝗹𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻: man nimmt die eigenen „negativen“ Emotionen zur Kenntnis, spürt in sich hinein und versucht weiter zu differenzieren. Bin ich wirklich genervt oder habe ich eigentlich Angst? Die Emotionen „dürfen sein“. Parallel dazu ist ein Grundvertrauen vorhanden, dass einen die eigenen Emotionen nicht überwältigen werden und man sich auch an neue, unerwünschte Umstände anpassen kann. Nach einer initialen Verarbeitung fragt man sich, wie es nun weitergehen kann, wie man ähnliche Situationen bereits früher gemeistert hat, welche grundsätzlichen Ressourcen man zur Verfügung hat und wer einem helfen kann.
An der Beschreibung ist unschwer zu erkennen, welche Anpassungsstrategie (vor allem langfristig) die erfolgreichere ist. Das reine Wissen darum reicht leider oft nicht, denn auch eine gute emotionale Regulation ist eine Fähigkeit, die gelernt und weiterentwickelt werden muss. Dazu gibt es viele unterstützende Elemente wie z.B. Meditation, Sport, Bewegung in der Natur und gute Beziehungen. Oft kann auch ein wertschätzendes Gegenüber im #Coaching dabei helfen, diese Fähigkeit zu entwickeln.
Disclaimer: ich spreche hier in erster Linie von unerwünschten Ereignissen wie Kaffee auf dem Hemd vor einem wichtigen Termin, einer nicht akzeptierten Bewerbung oder einer anstrengenden organisatorischen Transformation und nicht von tiefgreifenden Schicksalsschlägen oder traumatischen Ereignissen. Auch hier ist eine gute emotionale Regulation wichtig und vorteilhaft, oft braucht es dann aber trotzdem eine professionelle externe Unterstützung.