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Über gereifte Hoffnung und weise Handlungen

„Gereifte Hoffnung bejaht die Wahrheit, dass die Dinge sich verändern werden, egal, was wir tun oder nicht tun. Der Wandel ist konstant und unvermeidlich.“

 

In den Momenten des Übergangs wie jetzt, wenn sich der blühende Frühling mit aller Kraft zeigt, spürt man besonders deutlich die bezaubernde Vergänglichkeit des Lebens. Wenn wir nicht um die Kürze des Frühlings wüssten, würden wir ihn dann genauso genießen?

 

Und gleichzeitig lehnen wir, individuell wie gesellschaftlich, die Veränderung, Vergänglichkeit und den Tod doch so sehr ab. Der Winter ist nass-kalt, dunkel und macht uns depressiv, aber er ist nicht das, was den Frühling und das Wiedererblühen des Lebens ermöglicht.

 

Ich wurde schon relativ früh im Leben gezwungen, mich mit dem Tod und der Endgültigkeit des Lebens auseinanderzusetzen. Diese sehr schmerzhaften Erfahrungen haben mich gleichzeitig offener werden lassen für die Natur des Lebens. Ich habe gelernt, dass die Akzeptanz dessen, was ist, viel innere Ruhe und Zufriedenheit mit sich bringt, denn „die Hoffnung auf eine gleichbleibende Welt führt schnell zu Entmutigung.“

 

Doch auch mir kommen diese Erkenntnisse im Alltag oft abhanden und ich verliere mich im Ringen mit den kleineren und größeren Herausforderungen des Lebens. Umso dankbarer bin ich, wenn ich wieder daran erinnert werde, wie durch das wunderbare Buch „Die fünf Einladungen“ von Frank Ostaseski. Danke an Klaus Eidenschink, dass du daraus vorgelesen und mich darauf aufmerksam gemacht hast.

 

Unsere heutige Zeit fordert uns massiv. Wir müssen den Wandel akzeptieren und gleichzeitig einsteigen in den Kampf gegen systemische Ungerechtigkeiten und Mechanismen, die drohen, unsere Gesellschaft und unseren Planeten zu zerstören.

 

An welchen Stellen müssen wir das Leben akzeptieren, wie es ist und unseren Frieden damit finden? An welchen Stellen müssen wir alle Aggression, die wir in uns haben, in eine Kraft der positiven Veränderung verwandeln? Wo verweilen wir in einer dysfunktionalen Ohnmacht und wo kämpfen wir uns an Vergeblichkeitsfronten ab?

 

Ich selbst ringe mit diesen Fragen Tag für Tag – besonders seit meinem Semester in Südafrika in 2006, in dem mir die schreienden Ungerechtigkeiten der Kolonialgeschichte bewusst geworden sind und ich mich verwundert gefragt habe, wie Menschen in Armut und Benachteiligung so viel mehr Zufriedenheit ausstrahlen können als wir mit unserem Reichtum und unseren Möglichkeiten.

 

2024 steht für mich unter dem Zeichen der gereiften Hoffnung, die „in dem Potential einer weisen Reaktion liegt und nicht darin, dass sich die Dinge auf eine bestimmte Weise entwickeln mögen“. Auf der Suche nach Antworten freue ich mich auf ein ausführliches Gespräch mit Sebastian Klein und das wunderbare Angebot von Rebecca Weisl, die eigene https://www.ActivistPractice.com zu erkunden. Ein Gedanke, durch den bereits dieser Post entstanden ist.

Vielleicht habt ihr Lust, euch anzuschließen? Oder vielleicht regt dieser Text an, euch eure eigene gereifte Hoffnung spüren zu lassen.