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Muss ich eigentlich meinen eigenen Ansprüchen genügen?

Ich habe die letzten Wochen nichts auf LinkedIn geschrieben. Zu groß waren die Zweifel:

Was will ich damit eigentlich bezwecken? Interessiert das überhaupt irgendjemanden? Schaffe ich überhaupt einen Mehrwert? Das ist doch nicht Fisch nicht Fleisch (oder in meinem Fall nicht Tofu nicht Seitan). Das ist nicht fundiert/ wissenschaftlich genug. Das ist zu persönlich / nicht persönlich genug.

Mit ähnlichen Fragen sitzen auch öfters Coachees vor mir. Und gerade an der Schnittstelle von Person und Rolle kommt dann die Frage auf: geht es hier gerade um Selbstabwertung oder um berechtigte (wer oder was das auch immer berechtigt) Qualitätsansprüche?

Müsste ich als Coach das nicht zumindest für mich persönlich unterscheiden können, mit mir selbst im Einklang sein und Zweifel längst umgewandelt haben in wertschätzende Reflexion?

Zum Glück darf ich auch als Coach weiter Mensch sein und muss nicht über allen Dingen erhaben sein. Letzteres wäre auch eine gruselig-langweilige Vorstellung – nur das Helle, Reine, Gute in sich zu haben, ohne die wunderbaren Widersprüchlichkeiten, die Tiefen und das Ringen, die für mich einen wichtigen Bestandteil der menschlichen Existenz ausmachen.

Wie kannst du also mit solchen Selbstzweifeln umgehen?

1) Den Zweifeln Raum geben, für sich selbst aufschreiben und strukturieren, worum es geht. So ist auch dieser Post entstanden.

2) In Kontakt mit dem Gefühl kommen, das dahintersteht. Denn vermutlich lauert irgendein unangenehmes Gefühl, wenn du (vermeintlich) schlecht leistest oder sonst irgendeinen Fehler machst. Und mit diesem Gefühl trotzdem in der Welt zu sein kann sich verdammt unsicher anfühlen.

3) Menschen aufsuchen, die dableiben, auch wenn du mit dir selbst ringst. Die sich dir zuwenden, auch wenn du es selbst vielleicht gerade nicht so gut kannst. Und die nicht versuchen, die Unsicherheit wegzumachen.

4) Unangenehmes als Teil des Menschlichen annehmen, als etwas das unser Leben bereichert und ihm Kontrast verleiht.

Wie gehst du mit Selbstzweifeln und hohen Ansprüchen an dich selbst um? Ergänze gerne in den Kommentaren, was du selbst als hilfreich empfindest, oder was anderen in deinem Umfeld bereits geholfen hat.

PS: ich wollte es eigentlich direkt posten, hab dann aber doch meinen Mann vorher drüber lesen lassen. Man muss sich ja nicht immer allen Unsicherheiten voll aussetzen 😉