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๐—š๐—ถ๐—ฏ๐˜ ๐—ฒ๐˜€ ๐˜€๐—ผ ๐—ฒ๐˜๐˜„๐—ฎ๐˜€ ๐˜„๐—ถ๐—ฒ ๐—ป๐—ฒ๐˜‚๐˜๐—ฟ๐—ฎ๐—น๐—ฒ, ๐—ผ๐—ฏ๐—ท๐—ฒ๐—ธ๐˜๐—ถ๐˜ƒ๐—ฒ ๐—•๐—ฒ๐—ผ๐—ฏ๐—ฎ๐—ฐ๐—ต๐˜๐˜‚๐—ป๐—ด๐—ฒ๐—ป รผ๐—ฏ๐—ฒ๐—ฟ๐—ต๐—ฎ๐˜‚๐—ฝ๐˜?

In meiner Arbeit als Coach versuche ich oft, auch die โ€žreineโ€œ Beobachtungsperspektive einzubringen und zu fรถrdern. โ€žWas kannst du beobachten, das jeder andere Beobachtende bestรคtigen wรผrde? Und was ist deine eigene Interpretation?โ€œ frage ich in diesem Zusammenhang gerne.

Und annรคherungsweise lรคsst sich auch oft eine Beobachtungsebene finden, die ausreichend von subjektiven Interpretationen bereinigt ist. So kann man sich auch bei widersprรผchlichen Positionen auf eine gemeinsame Beobachtung einigen. Oder es ermรถglicht, sich die eigene Subjektivitรคt bewusst zu machen.
Aber ist es รผberhaupt mรถglich und sinnvoll zu versuchen, die eigene Subjektivitรคt zu eliminieren?

Das Zitat von Gadamer fasst fรผr mich wunderschรถn zusammen, wie wir uns unserer zutiefst menschlichen Subjektivitรคt versรถhnlich nรคhern und trotzdem รผber sie hinauswachsen kรถnnen.
Als Mensch brauche ich immer eine gewisse Subjektivitรคt, um dem Geschehen um mich herum รผberhaupt irgendeine Bedeutung beimessen zu kรถnnen. Ich starte also immer mit einer Vielzahl an Annahmen, Hypothesen und Erfahrungen als Skizze dessen, was ich wahrnehme. Und einen substanziellen Teil meiner Grundannahmen werde ich mir auch nicht bewusst machen kรถnnen โ€“ zumindest nicht fรผr einen gegebenen Zeitpunkt und eine gegebene Situation.

In mir entsteht durch das Zitat ein inneres Bild. Ich stehe in der Natur und blicke in den Horizont. Ich erkenne ihn, auch wenn ich ihn vielleicht nicht an allen Stellen scharf sehen kann. Und wenn ich dann auf einen kleinen Felsbrocken steige, also eine andere Perspektive einnehme, verรคndert sich der Horizont etwas. Manchmal sind es nur Feinheiten, auf einmal sehe ich an einer Stelle scharf, die vorher noch verschwommen war oder ich kann ein paar Meter weiter in eine Richtung blicken. Und manchmal sind es groรŸe ร„nderungen, ich erkenne auf einmal die Gebirgskette, die vielleicht schon immer da war, die ich nun aber zum ersten Mal vor mir sehe und die mich in ihre GrรถรŸe und klaren Prรคsenz erschรผttert.

Diese innere Bild kann ich in verschiedensten Situationen als Indikator nutzen.
Wenn zum Beispiel das Gefรผhl entsteht, dass ich meinen Horizont ganz klar erfasst habe, kann ich nach einem Felsbrocken Ausschau halten. Oder wenn ich meine, ganz ohne Horizont in die Weite zu schauen, dann weiรŸ ich doch, dass mein Horizont da ist und ich ihn nur gerade nicht erfassen kann. Und dass auch das vรถllig in Ordnung ist.
Wie seht ihr das und wie geht ihr mit euren eigenen Horizonten um?

Zu dem Post inspiriert hat mich das Buch “Relationalitรคt in der Gestalttherapie: Kontakt und Verbundenheit”ย von Frank-M. Staemmler