Und was kommt nach den Demos?
Die CORRECTIV Recherchen haben mich zutiefst betroffen gemacht. Vielleicht nicht so sehr die Sache an sich, sondern die Selbstverständlichkeit der handelnden Personen, die da mitschwingt, die vorhandene Macht und finanzielle Schlagkraft.
Doch einfach nur gegen rechtsradikal zu posten scheint mir fast zu einfach, zu banal, vollständig konsensfähig in meiner Bubble. Was wird dadurch wirklich besser, was verändert sich? Sind es leere Bytes oder entsteht irgendeine Wirksamkeit?
Hass und Hetze braucht ein klares Nein und die vielen Demos sind ein erster Schritt, doch damit ist es nicht getan! In anderen die Schuldigen und die Bösen auszumachen ist immer so viel leichter, als sich selbst zu hinterfragen. Man gehört ja zu den Guten, ist links-liberal, bürgerlich oder zumindest nicht rechtsradikal und für die gute Sache unterwegs. Was viel schwieriger ist: zu erkennen, wie man selbst zur Spaltung beiträgt und sei es nur dadurch, dass man nichts tut.
Geht mir auch so. Da bleibe ich lieber bei meinen Posts zu Persönlichkeitsentwicklung und Coaching, man muss ja einen Fokus haben. Über die vielen anderen gesellschaftlich relevanten Themen, die mich bewegen, schreibe ich nichts. Zu wenig Expertise, zu viel aus dem Glashaus mit Steinen werfen, zu gefährlich anzuecken, zu breit die Themenvielfalt. Und wie politisch und kontrovers sind eigentlich meine Gespräche im Alltag?
Aber ich habe Angst. Angst, dass der jetzige Aufschrei gegen die Machenschaften der AfD und den Geheimplan gegen Deutschland unser Gewissen beruhigt. Dass wir uns im Angesicht der Demonstrationen, der Forderung nach einem AfD Verbot in Sicherheit wiegen, etwas getan zu haben. Dass wir glauben, durch den Kampf gegen Rechtradikale die Welt wieder ein Stück ins Gleichgewicht zu bringen. Aber das ist zu kurz gesprungen. Eine konkrete und ganze wunderbare Liste, was man weiter tun kann, gibt es hier von Jeannette Gusko.
Das Buch “Sprache und Sein” von Kübra Gümüsay hat mich sehr bewegt und betroffen gemacht, mir selbst den Spiegel vorgehalten. Es ist die rote Pille, mit der man die Konturen unserer gesellschaftlichen und individuellen Matrix so viel besser erkennen kann als zuvor. Bewusstseinsbildung ist auch hier unverzichtbar!
Nicht nur in Punkto Rassismus, sondern auch in der Klimakrise, der sozialen Ungerechtigkeit (hier zur Tax the Rich Petition, ab 4,8 Mio.€ Vermögen übrigens) und anderen relevanten Themen gibt es viel zu tun. Denn alle diese Themen werden uns als Privilegierte (denn dazu werden die meisten Lesenden dieses Posts zählen) weniger hart treffen und mit dieser Sicherheit geht auch eine Verantwortung einher. Ich möchte dieser Verantwortung mehr nachkommen, auch wenn es mit vielen Ohnmachtsgefühlen einhergeht.
Das Bild wurde KI-generiert mit ChatGPT 4.0.