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VERÄNDERUNG LIEBEN LERNEN #4 – Gähnende Leere?

Spürst du schon die gähnende Leere des Sommerlochs? Während ich manchmal kaum weiß wohin mit den übersprudelnden Ideen, finde ich momentan eher eine Leere vor. Wenn es nichts zu sagen gibt, dann bin ich lieber still, als belanglose Zeilen zu füllen. Aber vielleicht liegt genau in dieser Leere ein Schatz versteckt?

Gähnende Leere, schon der Begriff drückt aus, dass wir mit Leere oft etwas Negatives, Langweiliges verbinden. Viele Menschen tendieren dazu, jeglichen Anflug von Leere sofort füllen zu wollen. Auch ich bin nicht frei von diesen Tendenzen. Aber warum eigentlich? Hat die Leere, ähnlich wie das Sommerloch, nicht auch ihre Vorzüge?

Haben wir soviel Angst vor dem was uns erwartet, wenn wir nur noch ganz pur da sind, quasi ohne Füllmaterial? Werden die inneren Stimmen so unerträglich laut, dass wir etwas tun müssen um sie wieder zu besänftigen? Haben wir so sehr verinnerlicht, dass Leere = Langeweile etwas Schlechtes ist, obwohl sie z.B. eine der Quellen von Kreativität darstellt?

Die Nuancen der Leere

Vielleicht hast du ja Lust, gemeinsam mit mir tief in die Leere abzutauchen und etwas über deine eigene Leere herauszufinden. Ich kenne verschiedene Arten von Leere und finde es ist an der Zeit, sie alle einzeln wertzuschätzen:

  1. Die erschöpfte Leere: wenn du alles gegeben hast, egal ob gedanklich oder körperlich. Diese Leere hat für mich einen angenehmen Teil, fühlt sich aber auch ein bisschen wie ein Vakuum an. Man weiß, dass sie sich wieder füllen wird, sobald sich die Erschöpfung einen Spalt breit zurück zieht.
  2. Die laute Leere: wenn gerade irgendwie nichts Greifbares in der Luft liegt und dadurch das Wenige, was vorhanden ist, ganz laut wird; die eigenen Gedanken, der Rasenmäher vom Nachbarn, oder die Musik der Party, auf der man sich gerade befindet.
  3. Die langweilige Leere: hier gibt es zwei Varianten. In einer Variante fühlt es sich so an, als würde es innerlich jucken. Es gibt viele kleine Impulse, die irgendwohin wollen, aber doch kein Ziel finden. Und es gibt die langweilige Leere, die eher die Konsistenz von warmem Pudding hat, irgendwie zäh und wabbelig, gleichzeitig langsam-orientierungslos.
  4. Die freudig-erwartungsvolle Leere: der Moment der Vorfreude, zum Beispiel kurz bevor ein Konzert beginnt, oder wenn du weißt, dass in den nächsten paar Minuten die beste Freundin vor der Tür steht. Diese Leere fühlt sich hell und fein und aufmerksam an.
  5. Die meditative Leere: wenn es für einen Moment gelingt, ohne Anstrengung oder Unterdrückung von Gedanken eine ruhige, warme innere Leere zu spüren. Selbst wenn da noch Gedanken sind, fließen sie wie in einem trägen Bach an einem vorbei, während man selbst am Ufer sitzt.
  6. Die erfüllte Leere: sie fühlt sich an wie ein warmer, mittel-hoher Klang. Es gibt kein Vakuum und kein Überquellen nach draußen, auch die Handlungsimpulse fehlen und doch ist eine grundlegende Energie vorhanden. Wir sind uns selbst und der Welt genug und genießen für einen Moment den inneren Frieden.
  7. Eine zukünftige Leere: diese Leere kenne ich noch nicht, aber es gibt sie bestimmt. Und ich bin neugierig darauf, sie kennenzulernen.

Hast du die ein oder andere Leere wiedererkannt? Kannst du sie der Illustration oben zuordnen? Fühlen sich deine verschiedenen Arten von Leere vielleicht ganz anders an? Kennst du noch andere Arten? Ich freue mich, wenn du deine Gedanken dazu in den Kommentaren teilst!

Ist ohne Leere noch Platz für dich?

Ich lade dich ein, dir ein paar Minuten Zeit zu nehmen und nachzuspüren, was der Gedanke an Leere in dir auslöst. Fallen dir verschiedene Momente der Leere ein? Bekommst du es mit Unwohlsein und Angst zu tun? Bist du vielleicht verwirrt und weißt gar nicht genau, worum es geht? Oder begibst du dich direkt auf eine Reise, durch deine leeren inneren Orte?

In unserer vollen, lauten, schnellen, konfliktbehafteten Welt kommt für mich der inneren Leere eine besondere Bedeutung zu. Es gilt, sie zu erkunden, lieb zu gewinnen und immer wieder bewusst aufzusuchen. Denn wenn alles von irgendwas gefüllt wird, wo bleibt dann der Platz für dein Ich?

In diesem Sinne, genieße die Leere in all ihren quälenden und all ihren bereichernden Ausprägungen.

Bis zum nächsten Mal!

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PS: falls du deine Leere oder andere innere Orte gemeinsam mit mir erkunden möchtest, melde dich sehr gerne für ein Kennenlerngespräch.