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“Wenn ich mich schon gegen Familie entschieden habe, dann muss ich wenigstens Karriere machen!”

Dieser Satz einer Coachee bringt auf den Punkt, was viele Frauen tief verinnerlicht haben. Wenn man nicht als Mutter über eine gesellschaftliche Daseinsberechtigung verfügt, dann zumindest über die Karriere. Ob man selbst tatsächlich Karriere machen möchte, steht erst mal gar nicht zur Diskussion. Dann gibt es einmal die gesellschaftliche Ebene, an der man arbeiten kann, und die persönliche.

Auf der persönlichen Ebene ist es oft augenöffnend zu begreifen, dass man unhinterfragt einem gesellschaftlichen Ideal hinterherläuft. Dann kann auch die Anstrengung bewusst werden, die hinter dem niemals-endenden Ziel “Karriere machen” liegt. Oft folgt dann die Annahme, dass man ab dieser Erkenntnis ja endlich das verfolgen kann, was “man selbst eigentlich will”. Doch so einfach ist es nicht.

Gesellschaftliche Ideale geben Orientierung und wirken identitätsstiftend. Wenn man sie hinterfragt, dann tritt an diese Stelle oft… erst mal nichts. Dann gilt es herauszufinden, welcher Teil in einem was genau möchte. Man muss herausfinden, welches Bedürfnis eigentlich hinter der eigenen Jagd nach der nie erreichbaren Karotte steckt. Dieser Prozess ist meist nicht nur angenehm, im Gegenteil.

Was kannst du also tun?

➡️ Frag dich, an welcher Stelle du automatisiert ein Ziel verfolgst, das nie wirklich näher zu kommen scheint. Und lass dir die damit verbundene Anstrengung bewusstwerden.

➡️ Frag dich, was du dir innerlich davon versprichst, wenn du dein Ziel erreicht hast. Was genau ist dann besser? Wie fühlt es sich an? Wie lange hält dieser Zustand vermutlich an?

➡️ Such dir ein gutes Gegenüber. Das muss kein Coach sein, das kann auch ein:e empathische:r Freund:in sein, die keine guten Tipps hat, sondern bei der du dich erschöpft und ratlos, aber trotzdem akzeptiert und angenommen fühlen kannst.

Und was können wir gesellschaftlich tun? Offen darüber sprechen, Normen hinterfragen, Missstände aufzeigen.

Und natürlich gibt es genauso die gesellschaftliche Erwartung an Frauen, trotz Familie Karriere zu machen und auch auf Männern und Menschen jeglichen Geschlechts lasten unzählige weitere Erwartungen. Für diese gelten ähnliche Prinzipien.