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Über Bewusstsein, Neugierde und Veränderung – Teil 2

Ü𝗯𝗲𝗿 𝗕𝗲𝘄𝘂𝘀𝘀𝘁𝘀𝗲𝗶𝗻, 𝗡𝗲𝘂𝗴𝗶𝗲𝗿𝗱𝗲 𝘂𝗻𝗱 𝗩𝗲𝗿ä𝗻𝗱𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴 – 𝗧𝗲𝗶𝗹 𝟮

„Veränderung ist der Unterschied zwischen Wissen und Nicht-Wissen-Wollen“, sagt Wilfried Bion, ein bedeutender Psychoanalytiker.

In Teil 1 habe ich anhand einer Analogie beschrieben, dass Bewusstsein über einen neurologischen „Hashtag“ funktioniert. Mit diesem Hashtag versehene Prozesse nehmen wir bewusst wahr. Etwas nicht bewusst wahrzunehmen bedeutet also nicht zwingend, dass es nicht existiert. Vielleicht fehlt lediglich der Hashtag.

Aber wie setzen wir einen solchen neuen Hashtag?

Es braucht eine gute Portion Neugierde. Neugierde ist ein angeborenes primäres Bedürfnis, also ein menschlicher Drang, der nicht durch etwas anderes erklärt werden kann. (Irgendwie beruhigend, wenn Neugierde / Interesse in den Top 3 der eigenen Bedürfnisse ist 😅)

Einerseits streben wir immer nach einem stabilen Identitätserleben. Daher sind neue Informationen immer auch eine Bedrohung und lösen eine Abwehr aus. Andererseits haben wir eine natürliche Neugierde, wollen wissen und verstehen. Dieses Ringen zwischen Neugierde und Abwehr von Neuem ist ein natürlicher psychischer Prozess.

Wenn wir neues Bewusstsein erlangen wollen, dann müssen wir diese innere Neugierde wahrnehmen und die initiale Abwehr überwinden. Das gilt in alltäglichen Situationen genauso, wie in einem Coaching- oder Therapie-Setting. Wir müssen die Perspektive anderer Menschen oder vielleicht auch schlicht die bisher geleugnete Realität an uns heranlassen. Dann kann eine Verbindung gezogen werden zwischen dem, womit wir ringen, oder was uns mit anderen Menschen bislang unerklärlich in Konflikte geraten lässt.

„Neugierde ist die seelische Kraft, die Verbindungen herstellt.“

Doch was beeinflusst, wie viel Lust wir auf Entdeckungen in uns und anderen haben?

Dazu gehört einerseits eine sichere Bindung und andererseits – auch mir erst seit kurzem bekannt – das epistemische Vertrauen (P. Fonagy / E. Allison). Das Konzept beschreibt das grundlegende Vertrauen in eine andere Person als zuverlässige Informationsquelle das wir, neben einer epistemischen Wachsamkeit, benötigen.

Wer Lust hat, sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen, dem kann ich die Folge „Wissen wollen. Nicht wissen wollen. Über die Macht der Neugierde.“ des Podcasts Rätsel des Unbewussten sehr empfehlen!

Auch Svenja Hofert hat sich damit vor kurzem in ihrem Newsletter auseinandergesetzt.

Wie ist es bei dir, wann bist du neugierig und wann schlägt die Abwehr zu?